Das verfemte Hinterteil. Zur Ökonomie der Ausscheidungen in Hans Sachs‘ Dichtung
Résumé
In Bezug auf die skatologische Motivik gibt sich Hans Sachs deutlich zurückhaltender als seine unmittelbaren Vorgänger. Bei aller Abkehr vom Latrinozentrismus des früheren Nürnberger Fastnachtspiels bleiben im Werk des Hans Sachs Ausscheidungsmotive noch in Geltung, doch werden sie subtiler und zum Teil desodoriert, sprich metaphorisch angewandt. Im einsetzenden frühkapitalistischen Akkumulationsprozess, zwischen einer mittelalterlichen Ökonomie des Schenkens und der Verausgabung und dem historischen Scheidungsprozeß von Produzent und Produktionsmittel, sublimiert sich der Kot zum Geld. Die ontogenetischen Überlegungen Freuds und Sandor Ferenczis können unter Berufung auf Norbert Elias, Alain Corbin und Peter Sloterdijk phylogenetisch, kultur- und religionshistorisch untermauert werden. Am Beispiel von Hans Sachs soll der sozialpsychologische Wandel von einer koprophilen zu einer koprophoben Kultur in der Frühen Neuzeit nachvollzogen und ausgewertet werden.