Verwendung und Verbreitung von Lothringer Kalkstein zwischen Andernach und Mayen in römischer Zeit - Archive ouverte HAL Accéder directement au contenu
Article Dans Une Revue Berichte zur Archäologie in Rheinhessen und Umgebung Année : 2015

Verwendung und Verbreitung von Lothringer Kalkstein zwischen Andernach und Mayen in römischer Zeit

The use of Jurassic limestone from Lorraine between Andernach and Mayen (Rhineland-Palatinate, Germany) in Roman times

L'utilisation du pierre du Norroy entre Andernach et Mayen (Rhénanie-Palatinat, Allemagne) à l'époque romaine

Résumé

Between Andernach on the Rhine and Mayen in the Eifel was in ancient times an important industrial area, whose products (quality basalt millstones, lightweight volcanic tuff and heat-resistant ceramic) were widely distributed in the northwestern provinces of the Roman Empire. Although - or perhaps because - geomaterials were quarried and prepared in the region, Lorraine limestone was imported during Roman times. There were three types of use of this peculiar material: - The building of large to medium-sized grave monuments consisting mostly of Lorraine limestone from about the middle of the first century into the second century. - The use of Lorraine limestone for components of buildings from the mid-first century until the end of the second or the beginning of the third century. - The use of spolia in Late Antiquity and in medieval times. Large grave monuments made from Lorraine limestone were found near villas with farm areas above average size, near traffic routes or near tuff and basalt quarries. The fragment of an unfinished statue found in Andernach suggests that Lorraine limestone was sculptured in local workshops in the Middle Rhine region.
Zwischen Andernach am Rhein und Mayen in der Eifel bestand in der Antike ein bedeutendes Industrierevier, dessen hochwertige Mühlsteine, leichte Tuffsteine und hitzebeständige Keramik weite Verbreitung in den römischen Nordwestprovinzen fanden. Obwohl – oder gerade weil – in der Region Geomaterialien gewonnen und verarbeitet wurden, wurde in römischer Zeit Lothringer Kalkstein importiert. Chronologisch sowie funktional lassen sich drei Arten der Verwendung von Lothringer Kalkstein in der Römerzeit unterscheiden: 1. Errichtung von großen bis mittelgroßen Grabmälern, die hauptsächlich aus Lothringer Kalkstein bestanden (ca. 50 n. bis 2. Jh.). 2. Verwendung von Lothringer Kalkstein für einzelne Bauelemente (ca. 50 n. bis Ende 2./Anfang 3. Jh.). 3. Verwendung von Spolien in der Spätantike und im Mittelalter. Zahlreiche, aber zumeist kleinere Objekte aus Lothringer Kalkstein finden sich in den Städten. Die Fundstellen großer Grabmonumente belegen – wie bereits aus anderen Gebieten bekannt – die Nähe zu wichtigen Verkehrswegen. Als spannend erweist sich die Beobachtung, dass sich innerhalb des hier untersuchten Raumes nicht nur die Besitzer von Villen mit überdurchschnittlich großen Ländereien Grabmäler aus Lothringer Kalkstein leisten konnten. Auch die Eigentümer von Gutshöfen in der Nähe von Rohstoffvorkommen waren dazu in der Lage Auch wenn diese nur mäßig große Bewirtschaftungsflächen besaßen, erzielten sie offensichtlich Einnahmen aus den Steinbrüchen oder dem Mühlsteinhandel. Mittlere bis große Pfeilergrabmäler sind als frühste Indikatoren für den gehobenen Wohlstand zahlreicher Siedlungen im Industrierevier zwischen Andernach und Mayen ab Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. fassbar. Fünfzig Jahre, bevor es üblich wird, Wohlstand auch durch steinerne Villengebäude zu zeigen. Diese Gruppe von Grabmonumenten fand eine Ergänzung durch die Neufunde 500 m südöstlich der Axialvilla von Lungenkärchen. Neben den zahlreichen Fundstellen von Kalkstein an ihren ehemaligen Bestimmungsorten liefert ein Halbfabrikat aus Andernach Informationen zum Produktionsprozess. In der Hafenstadt Andernach fand offenbar nicht nur das Umladen vom Schiff auf Fuhrwerke, sondern wohl auch die Bearbeitung der Steinobjekte statt. Das Fragment einer unfertigen, verworfenen Statue weist auf eine lokale Werkstatt hin. Stilistische Vergleiche legen nahe, dass die Andernacher Steinmetze in Verbindung mit Handwerkern aus der Provinzhauptstadt Mainz standen.
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hal-02170288 , version 1 (05-07-2019)

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  • HAL Id : hal-02170288 , version 1

Citer

Ricarda Giljohann, Stefan Wenzel. Verwendung und Verbreitung von Lothringer Kalkstein zwischen Andernach und Mayen in römischer Zeit. Berichte zur Archäologie in Rheinhessen und Umgebung, 2015, 8, pp.19-39. ⟨hal-02170288⟩
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